Rund 20 ha sind mit der enormen Breite des roten und weißen Pfälzer Standards bestockt. Das Programm mit weißem Schwerpunkt und starken 70 Positionen ist in übliche Kategorien gegliedert: einfache Gutsweine für den unkomplizierten Konsum, Ortsweine „unnachahmlicher Herkunft“ sowie aufwendig ausgebaute, in der Regel barriquegereifte Lagenweine für laut Eigenwerbung angeblich „außergewöhnliche Erlebnisse“. Acht Sekte kommen hinzu, und nach unten ist das Programm mit preisgünstigen Literweinen abgerundet - aus Sorten wie Kerner, Morio-Muskat, Müller-Thurgau, Portugieser, die Fader als Füllstoff für Schorle empfiehlt. Destilliert wird nicht.
Der 2023 Auxerrois, eingedeutscht Gelbburgunder, erinnert zunächst an seinen Verwandten, den Weissburgunder, aber nur kurz, denn dessen warmer, femininer Charakter fehlt ihm. Überraschend herb, sogar kiesel-, kräuterbitter und leicht salzig im Mund, aber gelbe Früchte, weiße frühlingshafte Blüten und süßes Apfelfleisch fehlen nicht und machen ihn zum idealen Terrassenwein. Kurzum: das ist der Wein, den man aus Faders schöner Probierstube mit in die verkehrsberuhigte Rhodter Theresienstraße hinausnehmen und in der Sonne genießen sollte.
Oder auch den hier: von Würzer hörten Sie sicherlich, zumindest, was Maggi ® angeht. Und Wein? Wir nicht, dabei hätten wir seit unserer Beschäftigung mit der Scheurebe wissen können, daß Würzer eine Kreuzung von Riesling und Gewürztraminer des Alzeyer Züchters Georg Scheu aus dem Jahre 1932 ist. Jahrzehntelang vergessen, erst 1978 ins Sortenregister aufgenommen und abermals vergessen. Hier also die selten zu findende Sorte Würzer, Jahrgang 2023, trocken ausgebaut aus Faders Ortswein-Serie. Würzig ist er definitiv. Wir kombinierten ihn mit grünem Spargel, im Ofen gegartem Lachs mit einer Spur Thymian und Knoblauch sowie selbstgemachter Hollandaise. Es funktionierte überhaupt nicht, sondern der Würzer zog dem Spargel die Beine weg und fegte den Rest vom Tisch. Voluminös, kraftvoll, expressiv grün- und gelbfruchtig mit sympathisch-süßem Grundton, frisch, lebendig, und das wird sich nicht ändern, denn für zehn Jahre Keller ist er nicht gemacht. Am schönsten, wenn die Sonne in Glas und Wein funkelt und seine duftig-kräuterigen Noten hervorzaubert.
Der 2022 Riesling „Kalkmergel" trocken ist ein etwas sanfterer Einstieg in die Welt der wenig restsüßen und wirklich trocken-mineralischen Rieslinge, ohne sich gleich mit herb-teerigen Exemplaren von Mosel oder Nahe anlegen zu müssen. Noch ein idealer Terrassenwein: im Duft Pfirsich, reife Quitte, pure Zitrone, im Mund zwar fruchtig und mit nur subtiler Süße, aber feste, straffe Säure und schon zu robust etwa für Spargel. Langer, gelbfruchtiger Nachhall. Funkelt auch hier die Sonne im Glas, macht der Kalkmergel so richtig Spaß.
2022 Chardonnay trocken Reserve: schwerer süß-exotischer Duft von Orange, Mango, saftigem gelbem Apfel, und über eine mögliche hintergründige Note von weißer Schokolade wurden wir uns nicht einig - gestehen wir sie diesem bemerkenswerten Wein einfach zu. Im Mund beeindruckt der Chardonnay vor allem mit der nicht häufigen Aromatik einer saftig-süßen, knallgelben Honigmelone, außerdem etwas schärferem Zitrus, einer rauchigen Note. Recht ausgewogene Süße, seidig, geschmeidig, schmelzig, ganz leicht ölig, eher vom fetten Überseetyp, jedoch nicht überladen - er beißt nicht, er zerrt nicht am Gaumen und ist dennoch stets präsent. Uns kommt der Begriff Eleganz in den Sinn, den wir eher in Montrachet verorten (der Vergleich hinkt natürlich - noch hochwertigere Weine wirken weniger dichtgepackt und transparenter). Unbedingt auf ferne Höhepunkte seiner Reife warten kann man, muß man aber nicht. Sehr guter Tropfen aus Faders höherer Preisklasse, was aber in einem niedrig- bis mittelpreisigen Programm nichts heißt. Sein Nachhall will nicht enden: trocken, überfruchtig und wieder mit Melone, außerdem Barrique-Noten wie Marzipan, Zimt, Weihrauch - fast noch interessanter als der reiche Geschmack selbst.
Von ähnlicher Klasse ist der 2022 Grauer Burgunder trocken Reserve, der einen Hauch strenger, geradliniger ausfällt als sein Burgunderfamilienmitglied Chardonnay. Nicht so gewaltig wie die Kaiserstühler Alkohol-, Glycerin- und Aromenbomben von Köbelin, Abril oder Blankenhornsberg, dafür trotz gewisser Opulenz unkomplizierter zu genießen und preislich leichter zu verdauen als jene. Ihm würden wir durchaus noch ein paar Jahre im Keller gönnen in der Erwartung höherer Konzentration, aber das mag ein Liebhaberproblem sein.
Ein weiterer Exot im Programm: 2020 Albalonga Auslese. Der klassische Dessertwein ist das nicht. Im Duft Paraffin, Petrol, Waldhonig, Orange und etwas Nougat, soweit erwartbar, im Mund überraschend leichter Körper bei moderaten Alkohol- und Glycerinwerten. Interessante Aromatik von Wachs, Schafgarbe, später Pfirsichpuree und Honigsüße, aber nie in einem Maße, um den Kontrapunkt etwa zu den salzigen Gorgonzola, Stilton oder Bavaria Blu geben zu können. Was den Nachhall angeht, setzt Faders Albalonga die Latte tief: quasi non-existent mit Resten von Orange, türkischem Honig und etwas Terpentin.
Wir schrieben eingangs vom weißen Schwerpunkt des Programms, und Knut Fader weiß, warum er den setzt, denn die roten Spitzen aus der „Lagenwein“-Linie bieten unserer Meinung nach etwas wenig fürs Geld: zum einen die 2022 Cuvee BX Reserve trocken aus Cabernet Franc, Merlot und Cabernet Sauvignon - üblich rot- und schwarzfruchtig, sehr dicht und ohne besondere Tiefe - und der Klosterpfad Cabernet Sauvignon trocken mit ebenso üblicher Aromatik von schwarzer Johannisbeere, etwas Minze und einiger Schwere. Beide kommen mit den schweren Rotweinen aus der engeren und weiteren Umgebung im Moment nicht ganz mit. Man greife besser zu dem schlanken, rotfruchtigen und angenehm weichen 2022 Frühburgunder trocken oder bleibe gleich bei Faders bemerkenswerten Weißen.