Seit 2003 baut das Team Espe-Wolf auf 5 ha ausschließlich Spätburgunder und Chardonnay an und erzeugen mit minimalen Mitteln und handwerklicher Perfektion Weine jenseits des Mainstream. Oder mit deren eigenen Worten: "Unsere Pumpe ist die Schwerkraft und Geduld ersetzt den Filter". Bei einer Jahresmenge von rund 12000 Flaschen zählte man in Bordeaux eher zu den Garagenkellereien, und auch die Machart: vollmundige, warme Weine, entspricht dem. Der einstige Geheimtip-Status ist angesichts der auch international immer mehr erkannten Klasse längst passé.

Die Vorgruppen

Der 2007 Sparkling Brut aus Spätburgunder präsentiert sich nach rund einem Jahr Lagerung und drei weiteren auf der Hefe reich, cremig und vollmundig. Der Ansturm der Aromen vollzieht sich fast heftig. Trocken, ohne auf zurückhaltende Süße zu verzichten. Wir meinen, daß Sekt sich grundsätzlich nicht als Aperitiv eignet, auch wenn es Ausnahmen geben mag. Dieser hier gehört seiner Fülle wegen aber definitiv nicht vor das Essen, sondern kann den Begleiter oder den Abschluß spielen.

2009 Blanc de Noir: im Duft zurückhaltend, geschmacklich vielschichtig mit Balance von bitterem Grund und zuckersüßer Obernote. Im Mund deutliche, gut eingebundene Säure, gelbe Früchte, etwas Melone, aber die Kaffee- oder sind es Raucharomen machen den Wein komplex, ungewöhnlich. Langer Nachhall. Der Wein hatte viel Zeit gebraucht bis er so etwas wie Harmonie zu schenken bereit war. 2016 hatten wir eine Flasche wohl zum falschen Zeitpunkt göffnet. Im Spätherbst 2020 hingegen war der Wein immer noch sehr kräftig, zeigte interessante rauchige Noten udn wirkte mit präsenter Säure und leichtem Prickeln fast wie ein sehr guter Sekt.

Die Stars

2009 Spätburgunder: unfiltriert, reich, warm mit Noten von Kaffee und Schokolade, wie sie aus gekonntem Holzausbau entstehen, im Hintergrund zeigen sich herb-süße rote Früchte und Gewürze. Zwar ist er saftig und sehr vollmundig, wirkt aber nicht allzu schwer und ist leicht zu trinken: Stil und Aromatik strengen nicht an. Er scheint uns kein ausgesprochener Winterwein zu sein. Warum sollte man ihn, leicht gekühlt, nicht an einem Sommerabend genießen, was wir im Spätsommer 2016 auch taten. Nach wie vor ein lebendiger, frischer und starker Wein, der seinen Höhepunkt immer noch nicht erreicht hat. Der 2011er gibt sich zunächst ganz ähnlich: erst herrlich süß, vergnüglich, harmlos, schön samtig und perfekt ausbalanciert, dann zupackende Tannine, gar nicht mehr so süße Wintergewürze, reife rote Johannisbeere; ziemlich fordernd und kein Nebenher-Wein. Heavy stuff durch die Hintertüre. Nichts für Einsteiger, aber das gilt für das ganze Programm von Espe-Wolf.

Als wir die Shelter Winery 2011 zum ersten Mal besuchten, waren wir vom 2008 Pinot Noir gleich extrem angetan: ein aus über 30 Jahre alten Reben erzeugter, dichter und zupackender, seinerzeit noch sehr junger und herber Pinot voll warmer Aromatik. Im Spätherbst 2013 macht er den Eindruck, als läge Burgund gleich nebenan: stilistisch samtig, kräftig, vollmundig und hocharomatisch; in Duft und Geschmack Dörrpflaumen, gebratener Speck, Gewürze wie Muskat und Zimt, bei längerem Luftkontakt dann Lakritz, süße, fette Kakaonoten und frischer Tabak. Köstlich, und wir hatten nicht den Eindruck, als sehe der Wein schon das Ende seiner Reise nahen. Der 2006 Pinot Noir aus heiklem Jahrgang war im Duft dem 2008er ganz ähnlich, hatte sanfte Tannine und eine rotfruchtige und florale Aromatik. 2012 war der Wein dann überraschend am Ende. Wir vermuten den Grund in unzureichend abschließenden Glasverschlüssen. Wahrscheinlich ahnten Espe-Wolf dies auch, die 2008er haben nämlich tin-roof. Schließlich begegnete uns der 2012 Pinot noir "Lovely Lilly" 2016 in einem russischen Restaurant in Helsinki, und verzichten wollten wir trotz schwieriger Begleiter wie Borschtsch, Stroganoff und Kaviar nicht darauf. Es paßte ausgezeichnet, wozu die Frucht sanft und der robuste Körper gewaltig beitrugen.

Die Zugabe

2011 war der Jahrgang, mit dem Shelters Chardonnay seine Premiere gab. Ein “aggro”-Wein: der erste Schluck stark, herb, scharf, aber keinesfalls unreif, nach einer Bedenksekunde dann fast buttrig weich und insgesamt knochentrocken: absolutes Gegenteil eines fetten Chardonnay. Saftig, zieht das Wasser im Mund zusammen, macht Lust auf mehr. Aromatisch vor allem Limone, Bitterorange, würzige Noten, und Vanille kann man auch noch erahnen. Laaanger Abgang.