Es war einfach an der Zeit, den lange auf Platz Eins sitzenden Lemberger von Pix zu verdrängen, und wenn es auf LW schon kein Burgenländer Blaufränkisch sein kann, dann eben Heinrichs feuriger Lemberger aus dem Heilbronner Land. Voll, saftig, unbescheiden, aromatisch vom Spiel zwischen fruchtigen, schokoladigen und herben Kakao-Noten bestimmt, ohne das Barrique zu sehr in den Vordergrund treten zu lassen. Ein Wein, der in Keller und Glas Zeit braucht, seine Klasse zu entfalten.
Erstaunlich, was man aus dem robusten Lemberger so alles zaubern kann. Zum Beispiel dieses aromatisch facettenreiche Exemplar: Zwetschgenmus und frisch gespitzter Bleistift, reife, süße Waldfrüchte wie Brombeere und Heidelbeere, dazu Bitterschokolade; langer, immer trockener werdender Nachgang. Stilistisch fein, sanft und duftig, aber tief und stabil genug, um vor rezenter Küche nicht einzuknicken. Wirkte im Januar 2015 fast schon auf der Höhe seiner Entwicklung. Ein Lemberger der Oberklasse.
An anderer Stelle schrieben wir einst, daß Pix der Württemberger unter den Badener Winzern ist. Hier setzen wir eins drauf und stellen fest, daß er auch der Württemberger unter den Württembergern ist. Rauhbeinig kommt der Wein daher: kräftig, kratzig, schweißig, mit Anklängen von roten Beeren, aber Lakritze und Pilze bestimmen die Musik. Unverblümt und geradeaus, und deshalb macht er Spaß. Kein Wein, der jedem gefällt, aber Reinhold Pix tut das ja auch nicht.
Schon die wuchtige Flasche mit ihrer dunklen Ausstattung zeigt, daß es sich hier um einen schweren Tropfen handelt; der Blick auf die Volumenprozente wird da überflüssig (fette 13 sind es). Sein Duft reich, sehr fruchtig, alkoholstark, frische Eicheln, Brot, vielleicht Tabak kommen hinzu. Im Mund läßt der Wein keinen Zweifel an seiner aufwendigen Herstellung: dunkle Beeren satt, Zimt, der herbe Akzent zerkauter Johannisbeerkerne. Trocken, weich und samtig auf der Zunge, schonungslos gegen sanfte Begleiter. Da sollte es schon eine kräftige schwäbische Küche sein, die den Kampf aufnimmt. Heißer, geradezu explosiver Abgang und langer, saftig-animierender Nachhall. Fester Körper, mit dem man etwas ringen muß, und nochmals: zuviel Alkohol. Gehört trotzdem an die anspruchsvolle Tafel. Preis-/Leistungsgewinner.
Der Wein wurde im Sommer 2018 geöffnet, eine weitere Flasche im Februar 2021. Der unfiltrierte Wein fasziniert mit seinem Duftpotpourri von Kirschen, Thymian und anderen Küchenkräutern, scharfem Wachholder und Lakritz. Im Mund stark, schwer, robust, samtig und sehr trocken. Feine Fruchtsüße, Grenzgänger zwischen der roten und blauen Aromenwelt. Holzausbau nahe der Perfektion, die Vanillenote ist eher zu erahnen als zu erschmecken, aber die Tiefe, die sie schenkt, ist unverkennbar. Der recht knappe Nachgang dagegen ernüchtert. Ein überraschend leicht zu trinkender Wein mit großer Ambition, dem der warme Jahrgang sicherlich entgegenkam (2017er AP-Nr.). Wie jeder große Lemberger verlangt und verdient er kühle Temperierung und natürlich viel Raum im Glas.
Tiefe Farbe, tiefer Brombeer- und Kakaoduft. Samtweich, feine Tannine, doch kräftig und robust, füllig und saftig - ein Wein zum Kauen und gut genug für sachverständige Gäste, die Wildtafel, den anschließenden Kaminabend. Reife dunkle Früchte mit nur subtiler Süße und deshalb sehr animierend. Geradezu heißer und trockener Abgang. Der Wein ist dann zwar recht schnell weg, aber das Trinkvergnügen schmälert das nicht oder kaum.
Gäbe es das Weinaroma "Holzkohle", dann wäre dieser Wein das Vorzeigebeispiel. Im Duft noch fett, süß, Viererlei Gsälz mit viel Erdbeere, später Cognac-Faß und florale Noten, und damit erinnert uns der Schütz an einen Lowland Single Malt der Destillerie Inverleven. Im Mund dann feurig, streng, schwarz, pfeffrig, irgendwann zeigen sich Wachholder und rote Früchte. Facettenreich, spannend, durchaus vollmundig und im Frühjahr 2021 noch etwas kantig. Ordentliche Länge mit einem Hauch von süßem Zimt und bitterem Kaffee. Immer wieder faszinierend, welche Schätze sich in kleinen Betrieben verbergen.
Den 2022er beschrieben wir in einer Notiz wie folgt: "Wirkt im Duft feingliedrig und fast nobel, im Mund kraftvoll, alkoholstark, samtig, Säure gerade noch gut eingebunden. Rotfruchtig, Röstaromen, schwarzer Pfeffer, etwas Marzipan, Blut. Robuster, darum idealer Begleiter zu Rohmilchkäse und Pfefferseele, läßt Raum für kräuterige, würzige, laktische Aromatiken solcher Köstlichkeiten. Langer, johannisbeerfruchtiger, gnadenlos trockener Nachhall. Hochwertiger, moderner Württemberger Lemberger ohne jeden Kompromiss, günstig bepreist."
Aus dem Weingut mit stolzer Tradition stammt dieser schwarzfruchtige Lemberger. Nicht vordergründig süß mit nur einem Hauch von Zimt, viel Kalk, was zusammen mit der Aromatik von Schwarzkirsche und deren Konfitüre immer köstlich ist, außerdem Rosmarin, Camembert. Ein recht schlanker, saftiger und sehr trockener Lemberger, der Anfang 2022 aus irgendeinem Grund zu Spottpreisen verschleudert wird. An mangelnder Qualität kann das nicht liegen. Zugreifen!
Anfang August ist sicherlich nicht die richtige Jahreszeit, um einen schwarzkirschigen, erdig-schweren Lemberger zu genießen, es sei denn, man wartet bis es dunkel wird und kühler. Dann beschenkt der S mit herbsauren dunklen Früchten, frisch gestoßenem Pfeffer, etwas Tinte, dem Duft von frisch aufgebrochenem Holz, alles fein verwoben. Herb und trocken, dennoch sanft zum Gaumen, hintergründig in seiner blauen, ja schwarzen Aromatik mit Kirsche und süßen Heidelbeeren. Verlangt zur Entfaltung nach würzigen Begleitern, mit viel Umami sozusagen.
Große Gewächse spielen nicht nur preislich in einer eigenen Liga, sie müssen vor allem qualitativ herausstechen, um die zehn oder zwanzig Euro Differenz zum Mainstream zu rechtfertigen. Gelungen ist das hier ohne Zweifel. Feinste Vanille im Duft, im Mund überraschend etwas holzlastig, aber noch in Ordnung. Süß-saftiges Pflaumenmus, feinste Wintergewürze, feinste Tannine, feinste, fast filigrane Struktur, seidig, sogar extrem seidig, tief. Für sich genommen alles wunderbar, nur gleitet solche Feinheit nach dem dritten Glas in Langeweile ab, sorry.
Ein klassischer Winter-Lemberger: im Duft Lebkuchen, weißer Pfeffer, kräftige, gut eingebundene Noten aus dem Holzausbau. Im Mund alkoholstark, wärmend, saftig und samtig, typischer Begleiter der Abendtafel oder definitiver Absacker danach. Zwar nicht sehr tief, entfaltet seine Aromen wie Pflaume, Schwarzkirsche, Liebstöckel und Erde aber eindrucksvoll. Wir probierten ihn im Herbst 2014 zum ersten Mal und waren von seiner Aromatik ebenso angetan wie von seiner Aggressivität abgeschreckt. Im Spätherbst 2016 immer noch etwas stechend am Gaumen; mittlerer, herber, sehr trockener Nachgang. Raues, etwas zu alkohollastiges, dennoch gelungenes Beispiel Württemberger Weinkultur.
Heids Lemberger beeindruckte damals mit dem Duft dunkler Schokolade und feinsten blumigen Noten, schwebte leicht und seltsam körperlos über die Zunge und entfaltete schöne Aromen von Gewürzen, Pfeffer und Schwarzkirsche, bevor er dann etwas abrupt verschwand. Aber für all das reichten die 50 Minuten, die er vor Beginn der Verkostung geatmet hatte, nicht aus. Der Goldberg genehmigte sich nochmals eine gute Stunde, bevor er seine unzweifelhafte Klasse langsam freiließ. Zum Lemberger, der als eher unkomplizierter Wein gilt und so genossen werden darf, passt dieser divenhafte Zug nicht.
Als Alleinunterhalter zunächst enttäuschend saft- und kraftlos, als Untermalung zum herzhaften Essen ungleich interessanter: die üblichen Lemberger-typischen dunklen Früchte, Pfeffersorten und Gewürznelken werden von rauchigen Noten sowie Veilchen begleitet. Überraschend langer Nachgang. Kein besonders eindrucksvoller Körper, aber schon nicht mehr so unkompliziert wegzutrinken. Kein “Zechwein”, aber einer, der an seinen Ambitionen scheitert.
Der 2012er ist ein fast schon duftiger Wein, was ihm nicht schlecht steht. Stilistisch zart, auf der Zunge weich und nicht allzu trocken. Feine, gut eingebundene Säure, die erst im Abgang zubeißt, kaum Tannine. Einigermaßen vollmundige Aromatik: zwetschgenfruchtig mit ausgleichend bitterem Nachgang, etwas Kräuter, Sauerkirsche. Insgesamt kein robuster Wein, deshalb bei herzhafter schwäbischer Küche fehl am Platz, andererseits als Alleinunterhalter etwas kraftlos. Im Januar 2015 auch noch zu jung; das Lagerpotential für zwei, vielleicht drei Jahre hat er, auch wenn uns nicht klar ist, wo er sich hinentwickeln soll.
Der 2013er dagegen ist im Dezember 2016 trinkreif, kräftiger und keinesfalls mehr duftig. Jedoch ließ man ihn zu lange im Faß reifen, was ihn bitter werden ließ und ihm seine Fruchtigkeit raubte.
Herber Duft nach Lakritz, Feuerstein, Gummi, alles untermalt von Cassis und Pflaume; im Mund voll fruchtiger Aromatik mit kräuterigen Akzenten und gerade noch weicher Stilistik. Kräftig, trocken, dominant und dem Zeitgeschmack folgend mit zu hohem Alkoholgehalt. Ein guter Wein muß Gelegenheit geben, ihn zu genießen. Er soll den Moment begleiten, untermalen, erheben. Diesen Wein zu trinken ist dagegen ein ständiger Kampf mit garantierter Dröhnung. Zu anstrengend.
Schon der Duft zeigt Charakter: kräftig, herb, rote Früchte, Kräuterbonbon; auch im Mund kraftvoll und von roter Johannisbeere, Unterholz, feuchter Walderde und Liebstöckel bestimmt. Langer Nachgang. Ausgesprochener Essensbegleiter, dessen feine Fruchtsüße Katalysatoren zur Entfaltung benötigt. Auf der Zunge angenehm samtig, sehr trocken. Kein einfach zu trinkender Wein und ebenfalls auf die Dauer anstrengend.
Frisch wirkt dieser Lemberger-Exot, wenn er auf kühler Temperatur gehalten wird, mit seiner Feinperligkeit, seidener Säure und voller Entfaltung des festen Körpers, und nun genug der Weinpoesie, denn der zitrusfruchtige Nachgang macht sich kurz, und leider ist er viel zu süß, um etwa auf der Terrasse erfrischen zu können, andererseits zu schwachbrüstig, um als Dessertbegleiter durchzugehen. Außerdem zeigt er in jener Rolle eine befremdliche Bitternote. Trotz allem ein interessantes Experiment. Am besten solo genießen und wie gesagt: konstant kühl, denn sonst zerfließt er in pappiger Süße.
Sein Duft zunächst ganz einnehmend: helle Schokolade, Pflaumenkompott, ein Gewürzpotpourri. Aber was nützt das, wenn die Aromatik sich beim ersten Schluck in die Ecke verdrückt und nicht mehr hinaus will. Ausdrucksschwach trotz seiner Noten von dunkler Schokolade, Kakao, Pflaume und etwas Pfeffer, deutliche Bitternote. Stilistisch eher leicht, weich und im Abgang trocken. Wahrlich kein mißlungener Wein, aber bei der Konkurrenz im Land liegt die Kaufentscheidung für ihn nicht unbedingt nahe.
Der Wein wird als „schöner Feierabend- und Kaminwein“ beworben, und selten lagen Winzer- und Fremdwahrnehmung weiter auseinander. Im Duft getrocknete Cranberries, Sauerkirsche, etwas Zimt, alles in Ordnung, im Mund wirkt der Wein jedoch körperlos oder - positiv gedacht - sehr leicht. Eine zarte Bitternote wird immer präsenter, weder Substanz noch Charakter entfalten sich. Durchaus noch trocken und guter Nachhall, insgesamt aber uninteressant und nichts, was einen verdienten Feierabend irgendwie krönen könnte. Oh ja: trinkbar ohne Einschränkung, aber über dieses Niveau sind wir hinaus.
Weine dieser Genossenschaft stehen fast nie auf unserem Tisch. Aus zwei Gründen hier eine Ausnahme: erstens ist die Gestaltung von Etikett und Halsbinde wunderschön. Zweitens unternimmt die Weinkellerei Hohenlohe einen neuen Versuch, Mehrwegsysteme in der Weinwelt zu etablieren, was wir prinzipiell begrüßen, ohne dem Projekt irgendeine Erfolgschance außerhalb der eigenen Marktreichweite einzuräumen, und vielleicht will die Kellerei Hohenlohe das auch gar nicht. Zur Hauptsache: wir haben hier einen recht hellen und leichten Lemberger im Glas, offenbar ohne jeden Holzeinfluss, dessen Duft und Geschmack sich kurz und leider ausschließlich mit „Dunkelrotes Fruchtbonbon“ umschreiben lassen. Kommentar Ende.
Ein Spitzen-Lemberger der Bottwartaler Winzer: aus alten Reben, ertragsreduziert, holzausgebaut, kurzum: “Ein echtes Weinvergnügen, das auch auf internationalem Parkett seinesgleichen sucht.” Soweit die Marketing-Theorie. Praktisch gesehen ist dieser Lemberger ein wenig inspirierendes Genossenschaftsprodukt, das auf internationalem Parkett - sollte es sich jemals dorthin verirren - ausrutschen würde. Eintönig, langweilig, enttäuschend.
Der Wein ist vollkommen vanilleüberfrachtet, dafür fehlen alle anderen Akzente, die ein Lemberger schenken kann. Wachsweich ohne jede Ecke und Kante, deswegen langweilig, sogar abstoßend. Wird im Abgang bitter. Üblicherweise kann man Wein, der nicht gefällt, noch für irgendeine Soße verwenden. Nicht mal das ist bei dieser Vanillebombe möglich. Und vor dem ungarischen Gulasch (Lemberger - in Ungarn heißt er Kekfrankos - sollte das eigentlich schaffen) kapituliert er bedingungslos.