Auf rund 6,5 ha baut Supp Riesling, Grauburgunder, Muskateller, Gewürztraminer, Kerner, außerdem Syrah an. Schwerpunkt sind aber die roten Klassiker Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling und Samtrot. Die Weine lagen bis vor einigen Jahren stilistisch eher auf der unkomplizierten Seite, machten viel Spaß und boten auch einige Aha-Effekte. Heute erfüllt das Programm mit über 40 Positionen in fünf Qualitätsstufen nahezu jeden Wunsch. Die Weine sind komplex und spannend, ohne daß das Trinkvergnügen dabei futsch gehen würde, und freche Ausreißer sind immer noch mit von der Partie. In unserem ersten Supp-Kommentar Mitte 2010 schrieben wir: "Ambitionen und Qualitätsniveau zeigen steil nach oben". Nun, man ist dort angekommen.
Der 2010 Muskateller ** nimmt mit sortentypisch fruchtigem und trockenem Duft ein; süß im Mund, reiche Aromatik, dennoch schlank wirkend, nicht ölig. Der Wein ist untypisch eindrucksvoll für einen schwäbischen Muskateller und spielt in der Liga von H. D. Engist und Horst Konstanzer. Als Terrassenwein würde er ermüden, als Aperitif: sehr gut. Wir sehen ihn auch als Begleiter asiatischer Gerichte, etwa eines kräftigen Currys. Der 2012er *** ist etwas süßer ausgefallen: Rosenduft, Muskat, Zitrus, im Mund die prickelnde Frische einer eben geschälten Orange, daneben kräuterige Akzente wie Minze. In seiner Struktur dicht und stark, ein großes Trinkvergnügen: Badisch fruchtig und Württembergisch handfest. Apropos Baden: der 2009 Muskateller trocken Winzersekt ist der erste seiner Art, welcher der großartigen Aromatik des Muskateller Sektes der WG Achkarren nahekommt. Und wer in der Terrassensaison mal "Weinkenner" zu Gast hat, serviere ihnen den 2010 (...?) Blanc de Noir ** und lasse raten, um welche Sorte es sich handeln mag. Wer kommt schon darauf, daß es Lemberger ist. 12 Vol-% disqualifizieren ihn eigentlich für die Terrasse, aber seine liebliche, geschmeidige, gelbfruchtige (Quitte!) Art mit langem Nachgeschmack garantiert hohes Trinkvergnügen, außerdem bleibt der Wein auch bei höheren Umgebungstemperaturen stabil. Supp war eines der ersten Weingüter, die sich an Blanc de Noir aus Lemberger wagten.
Wahrscheinlich verkörpern Supps Trollinger am besten den Stilwandel, den das Weingut seit einigen Jahren durchläuft. Natürlich sind Weine vom Typ des 2010 Trollinger immer noch zu haben: cremig, samtig, mandelaromatisch, ungemein süffig, ohne im entferntesten billig zu wirken. Aber die interessanten sind die trockenen Trollinger: der 2010 Trollinger trocken war ein kräftiger, sehr lebendiger, sehr vollmundiger Wein vom damals auch bei Supp unüblich herben, johannisbeerigen Typ. Der 2012er Jahrgang ist mit seinen reichen Mandel- und Kirscharomen ausgeglichener und wirkt im Mund dicht und fest. Das sind keine Weine mehr für das Nebenher, sie wollen bei voller Aufmerksamkeit getrunken werden. Bei ihnen geht es nicht um die Grundversorgung mit Alkohol, und das ist die entscheidende Schwelle zum Genuß. Die muß der Kunde nehmen, oder er begnügt und vergnügt sich mit Genossenschaftsware. Die Abrundung nach oben übernimmt der 2009 Trollinger ***: ertragsreduziert, maischevergoren, im Holzfaß ausgebaut; herber, saftiger Erdbeerduft. Im Mund dann die ungewöhnliche Kombination von Leichtigkeit auf der Zunge und Tiefe am Gaumen, langer Nachhall. Im Geschmack vielschichtig, herb, stark, trocken.
2010 Samtrot **: im Duft saftige rote Früchte, im Mund aromatisch und akzentreich. Angenehm trocken mit zarten Tanninen und extrem süffig. Ebenso unkompliziert zu genießen wie ein Trollinger, jedoch ohne dessen manchmal aufdringlich-eintönigen Charakter. 2008 Samtrot Auslese: reicher, fetter Duft; im Mund schafft der Wein den Spagat zwischen Lieblichkeit und noch ausreichender und ausgleichender Bitternis. Ein süßer Wein für kühles Wetter; er sollte nur leicht oberhalb Weißweintemperatur serviert werden. Für den 2010 Samtrot *** hat man nach dem Genuß nur breites Grinsen übrig: süß, saftig, facettenreich, hohes Suchtpotential. Als Dessertwein vorstellbar, viel besser aber als Alleinunterhalter.
Es scheint, als hätten die Württemberger Winzer den Lemberger wieder unter Kontrolle. Man findet längst mehr gut gelungene als schlechte, und Supp macht da keine Ausnahme: 2009 Lemberger ** trocken - ungewöhnlich frischer Duft von Erdbeere und einer herben Note wie Kastanie. Im Mund herb mit süßer Cassisnote und warmem, buttrigem Nachhall. Eine unfiltrierte Faßprobe ist im Dezember 2012 schon sehr körperreich und würzig. Der 2009 Lemberger *** trocken bekennt Farbe: pfeffriger, würziger Duft und nur eine Ahnung von schwarzer Johannisbeere; sie ist hier nicht so vorherrschend saftig-mächtig wie beim ** Lemberger von Raimund Laicher. Im Mund tief, würzig, sehr direkt und lang, auf der Zunge samtig und beinahe duftig. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Eine Faßprobe vom 2012er zeigt Brombeere und andere dunkle Beeren im Aroma und wirkt sehr tief; 2012 scheint bei Supp das Lembergerjahr geworden zu sein. Am oberen Ende der Sterneskala bietet Supp den Lemberger ***** trocken “Im Barrique gereift” (hier 2009): aromatisch reich mit dunkler Beerenfrucht, fein eingebundener Vanille und der berühmten Zigarrenkiste mit Holz- und Tabaknoten. Stilistisch eher weich als samtig, sehr voll; kratzt am Niveau Großer Gewächse und ist dafür sein Geld wert. Der 2011er aus der Magnumflasche erschien uns etwas leichter und entfaltete sich nach ausreichend Luftkontakt zu einem ganz gefährlich schmeichelnden Tropfen. Bei diesen Weinen gelang es, die Sortencharakteristik nicht vom Holz erschlagen zu lassen, sondern dem immer noch fruchtigen Wein Tiefe zu verleihen. Dasselbe gilt für den Exoten 2012 Syrah ***** trocken. Der ist der ideale Einstiegswein in die Welt der Syrahtraube: sortentypisch pfeffrig, leichte Bitternote, Walderde, rote, süße Früchte; voll, stark, animierend, aber kein Syrah, der Muskeln spielen läßt und Sinne verklebt. Im Winter 2014 war er noch bockig: zwei Jahre mehr Zeit braucht er, und er verdient sie auch.