Schmalzried zieht mit diesem Trollinger alle biologisch-korrekten Register: "Handverlesen, natürliche Klärung durch Sedimentation (Vegan), mit den natürlichen Hefen auf der Maische vergoren", so das Rückenetikett, und auch das "demeter"-Aufkleberchen fehlt nicht. Klingt alles nach der üblichen veganen Verbissenheit, aber nach einigen Momenten des Sichaneinandergewöhnens entfaltet sich der Wein eindrucksvoll, wirkt gleichzeitig kräftig und fein, ist geschmacklich intensiv rotfruchtig mit leichter Mandelnote und nie langweilig süß. Trollingertypisch von leichtem Körper, aber auf der Zunge dicht, kompromißlos trocken, saftig. Strenger, dennoch angenehmer, langer und erdiger Nachgang. Zurecht nicht billig und nicht jedermanns Geschmack, beileibe nicht. Auch an unserer Tafel finden sich eher die zugänglicheren Tropfen von Eberhard Klein oder Alex Heinrich. Trotzdem unser Respekt für dieses Meisterstück schwäbischen Weinbaus.
Aldingers Gutswein mit dem sympathischen Etikett wird dem VDP-Anspruch an erstklassige Weine gerecht: im Duft zuckersüß und satt erdbeerfruchtig, im Mund überraschend dicht, ungemein vollmundig, dabei von ausgesprochener Feinheit, auf der Zunge federleicht und dank haarfeiner Säure saftig. Seine Aromatik stark, komplex und mit spannenden Gewürznoten. Langer, trockener Nachgang. Vorsicht: seine täuschend unbeschwerte Leichtigkeit und die ständig animierende Säure decken die 12 Vol-% mühelos zu. Ein preiswertes Luxusexemplar, der Trollinger zur Pasta mit schwarzem Trüffel.
Ein ganz weicher Vertreter. Lockend, schmeichelnd, um nicht das abgegriffene Etikett "verführerisch" anbringen zu müssen. Nicht so süß, daß er abstößt, aber süffig im besten Sinne. Delikater Alleinunterhalter: leicht, feinfruchtig, nicht anstrengend, trotzdem vollmundig und trocken. Fein eingebundene Säure, langer Nachgang. "Sandwasen" ist Heinrichs Spitzenlinie. Dieser Trollinger trägt den Titel zurecht.
Der Wein wurde im Februar 2021 geöffnet. Ein Irrlicht: im Duft Vanille, rote Gummikirschen, Keksteig mit Rumaroma, später Johannisbeergelee, Erdbeerkonfitüre. Im Mund sehr leicht, süße rote Früchte, Kirschkonfekt, Vanillepuder, aber knochentrocken und robust. Saftiger Wasserzieher. Langer Nachhall, kurzum: Beispiel dafür, was aus Trollinger wird, wenn man Könner ranläßt.
Wieder ein weicher, fast schon glatter Wein. Im Duft sehr elegant wirkend und ungewöhnlich filigran, aber auf der Zunge voll und dick mit einem Hang zur Opulenz. Glücklicherweise herb-rotfruchtige und keineswegs süße Aromatik, die sich langsam und eindrucksvoll entfaltet. Interessanter Zimtakzent im bitteren, trockenen Abgang. Bleibt schön lange präsent und animiert. Zielgruppe dieses Weines ist die große Gesellschaft. Wir sind gespannt, ob deren Gastgeber den Mut haben, einmal einen Trollinger als Aperitif anzubieten.
2022 muß man wirklich nicht mehr auf metallgekapselten Glasverschluss setzen. Abdrehen, scharfe Grate, Schnittwunde, Blut. Blutrot auch der Wein, im intensiven Duft irrlichternd zwischen zuckersüßer Erdbeere und Herzkirsche, aber auch schwarzen Pfeffer und Kümmel kann man erschnuppern. Im Mund ist die "Ballade" immer noch ein sehr fruchtiger Tropfen, wirkt jedoch bedeutend strenger als ihr Duft es vermuten ließ; die Herzkirsche wandelt sich zur Sauerkirsche und schließlich zu vollem Sauerkirschlikör. Ausgeprägt trockener Akzent, dennoch nicht besonders robust gegenüber rezenten Speisen. Eher der anspruchsvolle - und herausfordernde - Alleinunterhalter.
Dieser Wein versteht keinen Spaß. Weicher, satter Duft nach saftigen roten Johannisbeeren und schwarzem Pfeffer, daneben dunkle Beeren, Bitterschokolade, süßer Kakao, selten für einen Trollinger. Aromatisch intensiv, knochentrocken, kompromißlos, was zu einer gewissen Eindimensionalität führt. Im Herbst 2019 geöffnet (2017er AP-Nr.), jugendlich frisch mit fein eingebundener, samtiger Säure. Vollmundig, saftig, animierend. Alkoholstark und heiß im Abgang. Nicht besonders tief und überraschend knapper Nachhall, aber das sind ohnehin nicht die Stärken der Sorte. Gutes Beispiel für einen an sein Limit getriebenen Trollinger.
Sein faszinierender Mandelduft nimmt sofort ein, und dieser Akzent zieht sich auch durch die ansonsten überraschend herbe Aromatik von roter Johannisbeere, untermalt von kräftiger Säure und einem staubtrockenen Nachgang. Der ist von überraschender Länge und entfaltet eine animierende Bitternote. Markus Heid spendiert dem "Pur" die kürzestmögliche Maischestandzeit und bewirbt ihn als "locker und unbeschwert". Mit dieser Beschreibung kann man kaum weiter danebenliegen, es sei denn, "erfrischend" wäre das Attribut, das hier eigentlich gemeint war.
Faszinierender Duft: herbe rote Früchte, Rosenblüten, Orangenzeste, eingelegte Waldfrüchte; im Mund so voll, wie es nur Maischegärung und Holzausbau zustandebringen. Beispielhafte Charakteristik: seidenweich, cremig, saftig und trocken bis in den langen, heißen Nachgang hinein. Sanfte, stets präsente Bitternote, ein aromatisch süßes (uns zu süßes) dichtgewebtes Paket, das man gerne im Mund herumrollt. Einer jener hochklassigen Trollinger, nahe an der Perfektion, jedoch nichts für das Vesper.
Auffällig an diesem Wein ist die klar definierte Trennung zwischen fruchtiger Süße und einer kompromißlosen, bis in den Nachgang hinein wirkenden Bitternote. Im Gegensatz zu den meisten Genossenschaftsprodukten des mittleren Neckarraums ist er zwar süß, aber nicht klebrig. Mildes, weiches Gefühl auf der Zunge. Wirkt leicht, widersteht aber problemlos dem schwäbischen Rostbraten. Idealer Einsteigerwein in das Thema Trollinger und Referenz für diese Rebsorte.
Vor vielen Jahren schrieben wir über das Weingut Graf Adelmann, daß wer adligen Wein wünsche, eben etwas mehr bezahlen müsse, und natürlich gilt das auch für diesen kräftigen Trollinger, dessen Preis noch saftiger ist als sein Mundgefühl. Intensiv fruchtig nach roter Johannisbeere und etwas Mandel. Vollmundig, soweit ein Trollinger das sein kann, stilistisch cremig und fein, aber an der Tafel von unbedingter Robustheit. Braucht zur Entfaltung seiner zurückhaltend süßen Noten kräftige Begleiter. Insgesamt so streng wie sein knochentrockener Abgang. Ein ernstzunehmender Wein.
Bei der ersten Probe Anfang 2014 waren wir von dem Wein wenig beeindruckt. Nach einigen Jahren der Reifung präsentiert er sich im Winter 2016 wesentlich kräftiger und aromatischer, kurzum: erwachsen, und wird seinem Preis gerecht. Intensiv rotfruchtig und eher auf der süßeren Seite ohne im mindesten "lieblich" zu sein, Akzente vom Holzausbau zeigen sich. Auf der Zunge immer noch sehr fein, fast seidige Struktur, und das "trocken" erschließt sich nicht so recht. Zu schade für Vesperbrezel oder Bratensoße aus der Packung, aber erstklassige Kalbsmaultaschen dazu? Sicher.
Mit diesem 13 Vol-% schweren Exemplar führen wir die Facette "Holzkohle" in die Welt der Weinaromatik ein. Schwarzfruchtig, süß und, in eigenartiger Harmonie, sehr trocken und ohne jeglichen cremigen touch, dazu ein feuriger Akzent wie der Duft eines Lagerfeuers oder eben: Holzkohle, trotzdem wollen wir nicht von smoke taint sprechen, dazu ist die Note viel zu schwach. Knackig, beinahe kantig und im Frühjahr 2021 noch etwas zu jung. Uneingeschränkt vergnüglich, nicht typisch für die Sorte, spannend.
Einer der seidenweichen, vollmundig-glycerinschwangeren und behutsam einschläfernden Vertreter, ungemein süffig, ohne im mindestens beliebig zu wirken. Auf der cremig-süßen, kirschigen Seite, zwar etwas undifferenziert und bei Erwärmung immer dicker werdend, aber im Nachgang ausreichend lang und mit sanft ausgleichender Bitternote. So robust gegenüber der rezenten Küche, wie es ein schwäbischer Trollinger sein muß, und als Alleinunterhalter sehr vergnüglich. Gelungener und etwas nostalgischer Kontrapunkt zu den immer eleganter werdenden Exemplaren aus der Gegend.
Schon im Duft saftig und von Erdbeere und etwas Bittermandel bestimmt. Im Mund entfaltet er sich zunächst zögerlich, hat nicht allzuviel Körper, überzeugt aber mit süßer Frucht, die von feiner Säure begleitet wird, und wirkt auf der Zunge sofort sortentypisch cremig. Ein absolut authentischer Trollinger: man erwartet nicht zu viel, aber die Erwartungen werden ohne Umstände erfüllt. Wie auch Eiseles Trollinger mit weniger als fünf Euro pro Liter von unschlagbarem Preis-/Leistungsverhältnis.
...und für jene, die es kompromißlos süß und ebenfalls zu preisgünstig mögen, hier der federleichte und spottbillige Trollinger vom Holzweiler Erzeuger dieses bemerkenswerten Rieslings. Bei richtiger, im Zweifelsfall kühlerer Temperierung nicht bloß erdbeersüß, sondern auch mit feiner Bitternote, cremiger Mundfülle und langem, trockenem und bockigem Nachgang, der ihn von der Masse abhebt, der animiert, den Speichel anregt, nach mehr verlangt. So gut wie gar keine Säure mehr. Ein Nebenherwein, der das Nebenher schnell vergessen läßt, auch wenn er aus der Zeit gefallen scheint. Achtung: reich an Histaminen.
Und noch ein klischeetypischer Trollinger aus dem Nebenerwerbsbetrieb, den man ab Hof und auf dem ein oder anderen Wochenmarkt findet und garantiert nie im Weinhandel. Satt, süß, ungeniert erdbeerfruchtig im Duft, im Mund cremig, Erdbeere, wenn auch sonst nichts, eindeutig auf der süßen Seite stehend, kraftvoll im Duett mit schwäbischer Küche und als Alleinunterhalter fast schon fein. Sein Nachhall überraschend lange durchhaltend. Klischeetypisch heißt dann auch, daß der Wein willkommenes Opfer für das auch 2021 nicht totzukriegende Trollinger-bashing sein wird.
Rotfruchtig süßer Duft, im Mund sehr viel strenger, sehr weich, fast ohne Säure, man möchte sagen: ohne Kraft, aber damit täte man dem animierenden und vergnüglichen Wein unrecht, denn billig wirkt er nicht, und bei fortschreitendem Genuß macht sich sein Alkoholgehalt angenehm ermüdend bemerkbar. Üblich erdbeerige Geschmackswelt, jedoch fein eingewobene Bitternote, die sich im nicht zu kurzen Abgang schön entfaltet. Da wir unsere Trollinger sorgfältig aussuchen, tranken wir schon lange keine schlechten mehr. Dieser hier schreibt die Erfolgsgeschichte fort.
Sein Duft irritiert, verstört, schreckt Manche sogar ab. Zunächst animalische Note an der Grenze zum Fehler, aber mit etwas Zeit und gutem Willen wandelt sich das in Richtung gerösteter Mais, vulgo Popcorn, schöne Kirsche zeigt sich oder versucht es zumindest, später erdige Töne, Heu, getrockneter Thymian - so kann das bei sehr langer Maischestandzeit kommen. Stilistisch bemerkenswert: robust, vollmundig, sehr weich und mit langem Nachhall. Kirschfruchtig, zurückhaltend süß und mit seiner prägnanten, erdigen Bitternote ungewöhnlich, wenn auch nicht unbedingt vergnüglich. Nach dem Idler kann jedenfalls niemand mehr behaupten, alle Trollinger schmeckten irgendwie gleich.
Bei einem Literpreis von unter 5 Euro war das nicht zu erwarten: ein kräftiger Trollinger mit feiner, zurückhaltender Süße. Aromatisch nicht besonders akzentuiert, etwas rote Johannisbeere ist herauszuschmecken, und nicht besonders robust, als Alleinunterhalter macht er mehr Spaß. Die frische Säure animiert und gleicht die sanfte Struktur aus. Der Wein entfaltet sich schön im Nachgang und bleibt ungewöhnlich lange präsent. Ein extrem preisgünstiger Alltagswein und durchaus mit Anspruch.
Repräsentativ ausgestattete Flasche: Golddruck, fünf (!) Etiketten, das Portrait Wilhelm des Ersten von Württemberg. Was hilfts. In seiner Farbe ungewöhnlich dunkel. Im Duft enttäuschend zurückhaltend und unspezifisch, aber irgendwie parfümiert wirkend, und diese parfümierte Note zieht sich weiter durch Duft und Geschmack. Zunächst sehr herb, sehr bitter - auch im Nachgang, trocken, ja adstringierend; die Cremigkeit fehlt völlig. Ernüchternd, und das sollte ein Wein nun wirklich nicht sein. Zunächst dachten wir, daß die Dreiviertelstunde, die Wöhrwags Trollinger zur Entfaltung brauchte, weit jenseits dessen liegt, was ein Trollinger dem Genießer an Geduld abverlangen sollte. Das Collegium ist anderer Meinung und hält die Stoppuhr bei neunzig Minuten an. Da wird der Wein fruchtig, voll und seinem Namenspaten langsam gerecht. Anspruchsvollen Gästen, auch Trollinger-Verächtern, nun ohne weiteres vorsetzbar: ein sehr guter Wein. Aber er ist bis an die Grenze hochgezüchtet; manche in der Runde meinen, übers Ziel hinausgeschossen. Ein Trollinger nach Lembergerart, ein Australier unter den Trollingern.
Das ist wirklich mal was Neues, und wir meinen nicht nur das Etikettendesign. Der Duft erinnert uns an Uhudler oder ähnlich Exotisches, aber gewiß nicht an Trollinger. Im Mund viel Säure, leichte Cremigkeit, er wird nach und nach füllig und erst nach hinten trocken. Geschmacklich süß mit deutlichen Himbeer-, Kirsch- und Mandelaromen. Insgesamt sehr blumig und parfumiert, aber noch nicht zu aufdringlich. Der gut designte Sommerterrassenspaßwein für nicht allzu anspruchslose Gäste. Kühl zu servieren, die auf dem Rückenetikett empfohlene Temperierung von sechs Grad ist jedoch ein schlechter Witz. Champagner haben wir mit diesem hier nun wirklich nicht im Glas.
Ein weder im Duft noch Geschmack differenzierbarer, fett wirkender Wein. Eindimensional lieblich, in der Textur glatt bis ölig - wie es für diesen Jahrgang typisch ist -, ordentlicher Nachgang. Keinesfalls mißlungen: trinkbar, sogar ganz problemlos zu vernichten, aber in jeder Hinsicht uninteressant und mit diesem Namen auf dem Etikett eine Enttäuschung. Und wer den klimatisch schwierigen Jahrgang zur Entschuldigung anführt, möge einen 2011er Trollinger vom Hohenbeilstein probieren. Schloß Affaltrach ist seit langem für solide Lemberger und Trollinger bekannt. Mit dieser Qualität aber ruiniert man seinen Ruf und wird in eine Reihe mit Erzeugern gestellt, mit denen man nie verglichen werden wollte.
Der Wein kommt mit einer Flaschenausstattung, wie sie sich nur Genossenschaften leisten können oder wollen: sieben Etiketten, Golddruck, Anhängerchen. Er wirkt sauber gemacht, ist ungemein lieblich, saftig, süffig, verlangt nach Kühlung, sonst schmeckt er klebrig, und er ist idealtypisch vordergründig: Trollingertypizität und Akzente verschwimmen völlig im süßen Einerlei. Er ist so sehr beliebig, daß er zu allem paßt, zur Vesperbrezel vormittags wie zum Rostbraten abends. Weder hebt er geschmackliche Eigenarten der Speisen hervor, noch gewinnt sein Charakter durch irgendwelche Kombinationen. Er dient einfach dazu, sich günstig, zügig und vergnüglich zu betrinken.
Der Wein wurde im Winter 2018 geöffnet. Im Duft das erwartet scharfe Herbstlaub, allerdings weit weniger störend als befürchtet und eher bereichernd; Petersilienwurzel, roter Trester, Orangenzeste, starker Hang zum alkoholisch-brandigen. Im Mund überraschend frisch, noch kräftig und voll; ein Hauch Süße von Waldfrüchten, etwas Kokos und ausgeprägte Bitternote. Blieb im großen Glas lange stabil. Wir wollen gar nicht wissen, wie die Alchimisten der Remstalkellerei diese kleine Sensation für Trollinger-Liebhaber hinbekommen haben.