Auf rund 5 ha bauen Sabrina Roth und Christian Kircher Trollinger, Lemberger, Samtrot, Riesling, Weißburgunder und Muskateller an und verzichten auf Trendgewächse. Lieber hebt man sich durch eine heute beinahe wieder ungewöhnliche Weinbereitung und entschiedenes Engagement für eine schlecht beleumundete Sorte ab. Das fast hundertfünfzig Jahre alte Weingut mit angeschlossenem Gasthof blüht etwas im Verborgenen: die Weine werden kaum beworben, sind im Handel schwer zu finden und im Weingut selbst dank großen Insider-Renommees schnell ausverkauft.

Barrique oder nicht Barrique...

Der dunkle 2011 ”Der Trollinger” trocken zeigt im Duft scharfe, kräuterige und erdige Noten, entwickelt sich im Mund weich, rund und cremig, wirkt dank feiner Säure und energischer Bitterkeit aber nicht langweilig, sondern schlank und - leicht gekühlt - ungemein frisch. Erdbeere und Mandel entfalten sich schön bis in den Nachgang hinein. Mit ganz anderer Philosophie entstand der 2011 Trollinger QbA, dem man viel Zeit auf der Maische ließ. Er ist lieblich, weich, gehaltvoll, ein Schoppenwein mit Tiefe, der dem Meisterstück von Benjamin Supp Konkurrenz macht. Auch der 2011 Samtrot *** ist so ein Kandidat: aus dem lange auf der Maische verbliebenen Most wurde ein dunkler, reicher, dichter und aromatisch dem Schwarzriesling ähnlicher Wein. Er zählt mit seinen 20 Gramm Restzucker zu den süßen Vertretern, gleicht aber mit angenehm spürbarer Säure aus. Im Nachgang recht lang und vollmundig und im direkten Vergleich dem Trollinger QbA vorzuziehen, aber das beobachten wir immer wieder, wenn Samtrot auf Trollinger stößt.

Bei diesen dunklen Weinen sollte man vom optischen Eindruck her konsequenten Holzausbau vermuten, allerdings verweigert sich das Weingut Roth dem Barrique-Trend ebenso konsequent. Daß dies kein Nachteil ist, beweist der 2011 Lemberger trocken *** aus den Spitzenlagen des Weinguts, ein vollmundiges, extraktreiches und aromatisch dichtgepacktes Gesamtkunstwerk. Er trinkt sich trotz seiner 14 Vol-% völlig unbeschwert, wozu die ausgewogene Säure beiträgt. Daß man nun eben keine ausgeprägte Tertiäraromatik geschenkt bekommt: geschenkt. Es ist der Preis, den man für die spürbare und ungewöhnliche Frische der Weine gerne zahlt.

Weiß von Roth

Der geschmacklich vom Trollinger dominierte 2011 Rosé QbA aus Trollinger und Schwarzriesling war uns zu glatt. Da wandten wir uns lieber den Weißen zu, wo die beiden Rieslinge herausstechen (2011 Riesling trocken ** und ***), die sich frisch und erfrischend präsentieren: Frühlingsweine - aber diese Lebendigkeit der Weine scheint uns überhaupt das Hauptmerkmal der Roth'schen Machart zu sein. Der ** ist direkter, mineralischer und durchaus säurereich. Der *** braucht zur Entfaltung Zeit und überzeugt dann mit delikater Balance zwischen Süße, Säure und feinster Apfelnote. Ein Alleinunterhalter und wie alle Roth-Weine von gutem Preis-/Leistungsverhältnis. Im Frühjahr 2016 bewies der 2011 Weißburgunder trocken, daß Württemberg Weißburgunder kann, auch wenn es sich um einen weniger fruchtigen, sondern kräftig würzig-mineralischen mit feiner Apfelnote handelt. Der Wein ist perfekt gereift mit jenem leichten Firn, der Tiefe und einen Hauch von Noblesse verleiht.

Wir danken Helmut Bollinger für diese Empfehlung.