Seit der Trennung von der örtlichen Winzergenossenschaft 1972 entwickelte sich Laicher zu einem bekannten, vielfach ausgezeichneten Rotweinproduzenten, auch wenn man ursprünglich eher auf Riesling spezialisiert war, der immer noch etwa ein Drittel der rund 14 ha Anbaufläche einnimmt. Daneben werden weiße und rote Burgunder, Traminer, Trollinger und einige Neuzüchtungen angebaut, denen Laicher untypische und überraschende Akzente abringt. Besonders erwähnenswert ist die hochklassige Auswahl an Lemberger-Weinen, die sich ausdrucksstark, eigenwillig zeigen und mit ermüdender Regelmäßigkeit lokale Auszeichnungen abräumen.
Der 2010 Riesling *** halbtrocken, im Holzfaß ausgebaut, ist ein saftiger und schon tiefer Wein, jahrgangsbedingt mit kräftiger Säure, aber durch delikate Aprikose, eine fast rauchige Note und langen Nachgang ausgeglichen. Vier Jahre nach dieser Kommentierung machten wir eine weitere Flasche auf: die Säure hat sich spürbar abgebaut, der Wein ist süffig und hat mit etwas Phantasie eine Altersnote, die ihm gut steht. In seiner Fruchtigkeit kommt er der Geschmackswelt des Chardonnay nahe. Aus Pinot Noir macht Laicher den Pinot Noir blanc de noir ** trocken, einen vollen, erdbeerduftigen Wein mit schönem Haselnußaroma, das sich im Mund mächtig entfaltet. Ein ungewöhnlicher Weißer: 2009 Chardonnay *** trocken - im Duft Vanille, Röstaromen und Ananas, im Mund volles Karamell-Aroma, saftig, schmelzig, dennoch trocken und leicht sowie mit einem Hauch von Bitternis - alles fein ausgewogen und weit jenseits des beliebigen Chardonnay-Mainstream. Ein Württemberger Chardonnay nach kalifornischer Art, wo Raimund Laicher einen Teil seiner Ausbildung absolvierte. Unbedingt tauglich für die anspruchsvolle Gastronomie, unverschämt gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Der 2010er konnte das Niveau nicht halten und zeigte schon im Herbst 2013 Altersnoten. Nachtrag: ein im heißen Hochsommer 2015 geöffnetes Exemplar des 2010er war perfekt. Aromatisch nicht so reich wie der 2009er, stilistisch aber erstklassig! Weine länger aufzubewahren ist eben oft ein Vabanquespiel, gleich ob an der Cote d'Or oder in Obersulm.
Die 2011 “Sommerlaune” führt Laicher nicht ganz korrekt unter der Rubrik Cuvee, obwohl der Wein reinsortig aus Kerner besteht: im Duft südfruchtig, im Mund reife Williamsbirne und feine Kräuter. Süß, saftig, frisch und erfrischend. Der 2012er enthält zu etwa 20 % Riesling, was ihm mehr Schärfe und Rasse verleiht. Im 2011 “Goldkopf” *** trocken aus Riesling und Traminer überwiegt aromatisch der Traminer mit seinem Rosenduft, der Riesling verleiht aber sanfte Säure und Frische. Der Wein ist tief, vollmundig und nicht allzu leicht, aber Laicher ist keine Adresse für leichte Weine. Seinen Muskattrollinger kommentieren wir in den Hitlisten.
Mit dem 2010 Samtrot ** bietet Laicher einen cremigen, süßen mandel- und zwetschgenduftigen Wein aus einer völlig unterschätzten Sorte. Der Wein ist mit Maischevergärung und teilweisem Ausbau im Holzfaß aufwendig produziert, was man schmeckt. Raimund Laichers Lemberger-Weine räumen Medaillen und Preise im Stakkato ab, was angesichts der heutigen Prämierungsflut allerdings gar nichts heißt. Man verlasse sich besser auf seinen eigenen Geschmack: der 2009 Lemberger ** trocken duftet nach Waldbeeren und vorrangig nach reifen, süßen, schwarzen Johannisbeeren, die sich reich und saftig im Mund und mittleren Nachgang fortsetzen und von frischen Kräutern begleitet werden. In seiner Stilistik sehr samtig. Ein ungewöhnlicher Lemberger und in seiner Mächtigkeit nichts für Freunde zurückhaltender Tropfen. Der 2010 Lemberger *** “Löwe 3. Platz” ist weicher, saftiger und im Geschmack feiner: Pflaume, Kakao, Gewürznelke, sehr vollmundig und nicht zu süß. Die trockene Variante 2008 Lemberger *** trocken geht womöglich des Jahrgangs wegen mit der Johannisbeere zurückhaltender um, dafür treten Noten von Süßholz und getrockneten Kräutern hervor. Stark, trocken, erdig. Den Sternereigen beschließt der 2009 Lemberger ****: er war im Dezember 2011 noch verschlossen, im August 2012 zeigte er zimtige, würzige, kräuterige Noten und reiches Mokka-Aroma, das sich im Abgang nochmals explosiv entfaltete. Die herben Akzente waren von reifer schwarzer Johannisbeere ausgeglichen. Ein Wein von der Intensität hochklassiger Italiener und wie der Chardonnay mit Gastronomiequalität.
Die Cuvee 2009 II *** aus Acolon und Cabernet Mitos, kleine Anteile Lemberger und Spätburgunder sind auch dabei, ist mit diesen Sorten erwartungsgemäß tiefdunkel und nicht allzu facettenreich; dank zugesetzter Süßreserve von lieblichem Geschmack mit etwas Pfeffer und Kirsche. Geht in Richtung Dessertwein, ohne dessen Wuchtigkeit zu besitzen.