2016 war der letzte Jahrgang von Engist-Weine. Die Ernte 2017 und folgende kommen der Genossenschaft Achkarren zugute, wo Patrick Engist das Team der Kellermeister verstärken wird. Uns steht es nicht an, familiäre Hintergründe dieser Entwicklung zu diskutieren; die Tatsache an sich ist für den Weinort Achkarren und besonders für Engists Kundschaft bedauerlich genug.
Achkarren verliert mit Engist-Weine einen seiner drei herausragenden Erzeuger. Den verbleibenden attestieren wir verläßliche, aber langweilige Seitwärtsentwicklung. Als heiße Adresse für exzellente Spätburgunder (was Engist-Weine angeht außerdem exzellente Chardonnay, Weißburgunder, Muskateller und Müller-Thurgau) ist Achkarren jedenfalls und bis auf weiteres aus dem Spiel. Die Kunden verlieren faszinierende Weine und darüber hinaus einen überaus kompetenten und freundlichen Berater.
Vielleicht hätte mehr wirtschaftlicher Erfolg das alles verhindern können. Sicherlich muß man Patrick Engist vorhalten, daß er die Notwendigkeit aggressiven Marketings nie erkannt hat. Dabei braucht man als Badener, zumal als Kaiserstühler Winzer nur nach Oberbergen zu blicken, wo Franz Keller - nicht nur in dieser Hinsicht - den Weg wies. Eine Lektion zum Beispiel ist, sich nicht zu verstecken. Patrick Engist hätte mit seinen grandiosen 2011er und 2012er Jahrgängen jeden Zweifler überzeugt und auf Medaillen der AWC Vienna verzichten können. Die nämlich gewinnt jeder andere Winzer auch. Eine andere Lektion ist, daß die meisten Kunden den Wert eines Weines an seinem Preis messen. Der Faktor Qualität spielt hier keineswegs die entscheidende Rolle. Der Winzer, der glaubt, teure Weine verkauften sich nicht, ist dann möglicherweise in einer Genossenschaft auch besser aufgehoben. Engist-Weine hielten etwa seit 2010 ihren Preis auf niedrigem Niveau konstant, was nur völlig Ahnungslose freuen konnte.
Zur Erinnerung an ein glanzvolles Stück Kaiserstühler Weinkultur und als Dank an Patrick Engist hier einige unserer Kommentare seit 2011:
"Unser letztes Exemplar des 2010 Chardonnay trocken öffneten wir Ende Februar 2016: aromatisch intensiv gelbfruchtig, starker, aber nicht beißender Zitrus, sanfte Akzente von Butterkeks und Kalk, florale Noten. Nicht zu füllig. Auf der Zunge weich, aber mit soviel Säure, daß der Wein saftig ist und lange nachhallt. Bemerkenswerte Tiefe. Der Chardonnay wirkte reif, erwachsen, kein bißchen alt. Hätten wir mit den anderen Flaschen nur gewartet...
Der 2008 Spätburgunder QbA trocken vom Achkarrer Schloßberg beschenkt mit dem Bouquet einer Wiener Schokoladen-Confiserie. Das Erwachen kommt beim ersten Schluck: Bitternoten mit gut eingebundener Vanille, erfrischend saure, rote Früchte, intensiver Nachgang, starker Eindruck. Sein 2010er Pendant ist geschmacklich noch intensiver. Der mit Kork verschlossene Wein offenbart außerdem ein interessantes Phänomen, das zunehmend verlorengeht: der Kork ist geschmacklich spürbar, aber nicht als Fehler, sondern er verleiht dem Wein fette Noten und voluminöse Tiefe. Der Wein für Abende, die man/frau ausnahmsweise alleine verbringen möchte. Außerdem wäre hier das Gefasel des Gault Millau von “glühender Frucht”, die er so gerne anbringt, endlich einmal angebracht.
Heftig wird es mit der 2010 Spätburgunder Auslese: im Duft überreifes Fruchtpotpourri mit Lakritz-Noten, im Mund saftiger, fetter Rumtopf, erdig-herbe Akzente. Die Stilistik ist weich, aber nicht glatt, mit ziemlich frecher Säure. Sehr tief, langer Nachgang und - wie es für die Spitzenweine von Patrick Engist typisch ist - von fast meditativer Art. Im Februar 2016 hatte sich die Aromatik deutlich in Richtung Tabak und Kaffee verschoben, der Wein wirkte lebendig, kräftig und noch weicher. Ein rundum komplettes, meisterhaft geschnürtes Paket."