Der Badische Winzerkeller verarbeitet Trauben tausender Betriebe zwischen badischem Frankenland und Bodensee; die Gesamtrebfläche soll fast 2000 ha betragen. Schon von Weitem grüßt das gewaltige Lagerhaus der Genossenschaft auf einem ehemaligen Deutz-Geldermann Gelände. Auf den Parkplätzen drängeln die Busse der Butterfahrten. Wie in der Maginot-Linie bewegt man sich in den Kellern am besten per Fahrrad. Die zu Dutzenden im Glied stehenden Dreihunderttausendlitertanks sind technische Meisterstücke, ausgefeilte chemische und mikrobiologische Analysen garantieren ISO-zertifizierte Qualität. Das seinerzeit in Breisach von uns gesuchte Gräflich Kagenecksche Gut ist vom Badischen Winzerkeller längst geschluckt und lebt als so etwas wie die adlige Linie fort - mit Weinen von ein bißchen mehr Tiefe, Holz und Golddruck (in den Hitlisten kommentieren wir einen der Spätburgunder).
Wir stellen nicht die Weine vor, die der Winzerkeller vertreibt; deren schiere Vielzahl verbietet es. Bereits der Probier- und Verkaufssaal verlangt Minuten der Orientierung zwischen den Regalfluchten. Das Marketing des Winzerkellers übertrifft sich in der Schaffung mehr und minder phantasievoller Namen, Lagen, Produktlinien en masse und endet in Belanglosigkeit, wie das Deutsche Weingesetz es will. Kaufen Sie den Wein, dessen Flaschenetikett gefällt, für unproblematischen Konsum - wobei unserer Ansicht nach badische Massenweine denen anderer Regionen qualitativ immer noch überlegen sind: die Linie "Martin Schongauer" zum Beispiel ist in wirklich jedem Discounter gegenwärtig, ihre Qualität unverdächtig und jedem Pseudo-Italiener oder den aus Traubenmüll gekelterten Billig-Australiern vorzuziehen. Mit einem annehmbaren Müller-Thurgau für unter drei Euro aus der Literserie "Heinrich Hansjakob Köndinger" kann man in der sommerlichen Gartenrunde einfach nichts falsch machen, und regelmäßig erscheinen neue Marken, Linien, Cuvees für beinahe jeden Geschmack.
Außerdem war das Gros der Sekte, die wir seinerzeit dort probierten, von gutem Preis-/Leistungsverhältnis. Ebenso überraschend war der kundig-freundliche Service jener Mitarbeiterin, die eine vielseitenstarke Weinkarte vorlegte, aus der beliebig viele Proben geordert werden konnten. Sie klagte am Schluß, wir hätten sie zu wenig gefordert: chapeau. Trotz allem: wir werden den Badischen Winzerkeller wohl nicht mehr besuchen, denn an Industrieproduktion sind wir nicht interessiert. Wir gehen aber beeindruckt von dem, was die moderne Weinerzeugung, ihre Logistik und ihr Vertrieb leisten, und deswegen ist der Winzerkeller den Besuch wert.